"Echt Fair" Ausstellung an der Eider-Nordsee-Schule
Manchmal ist es verdammt schwer, sich jemandem anzuvertrauen. Schließlich möchte man keine Petze sein und man macht auf keinen Fall seine eigene Familie schlecht.
„Klar, bei uns wird es auch mal laut und es geht total stressig zu, aber Streit gibt es doch in jeder Familie“, meldet sich eine Schülerin der ENS in Hennstedt während einer Diskussion über das Thema „Gewalt“.
Lebhaft wird in der Klasse darüber gesprochen, was man denn überhaupt unter Gewalt versteht. Und auch später ist es gar nicht so einfach, Situationen an einer der sechs unterschiedlichen Themenstationen auf einer Skala von völlig harmlos bis hin zu krasser Gewalt zuzuordnen.
Manchmal kann es passieren, dass aus Streit Gewalt wird. Gewalt ist nicht nur prügeln. Dazu gehören Demütigungen, Drohungen und Einschüchterungen. Für Kinder und Jugendliche, die gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den Eltern miterleben, ist es oft schwer, mit anderen über ihre Sorgen zu reden. Sie sind häufig mit ihren Ängsten und Problemen erst einmal allein. Der beste Freund oder die beste Freundin wird als Vertrauensperson von den Betroffenen als sehr wichtig eingestuft. Bevor Schüler*innen Zugang zu Beratungsstellen finden, erzählen sie meist zunächst Gleichaltrigen von ihren Erlebnissen. „Und auch das ist nicht leicht, weil man Angst hat, dass man vielleicht ausgegrenzt wird, wenn man was sagt“, berichtet ein Schüler.
Um Hilfe erreichbarer zu machen, ist auch die Schule in der Verantwortung Themen wie häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen aufzugreifen. Schulleitung, Schulsozialarbeit und 22 Lehrkräfte der ENS der Standorte Hennstedt und Wesselburen nahmen an einer entsprechenden Fortbildung vom „Petze Institut“ Kiel teil, denn auch Schule kann für Eltern und Kinder eine Brücke zu Hilfesystemen sein.
„Kinder und Jugendliche haben unglaublich viele Befürchtungen, was alles passieren könnte, wenn sie sich Hilfe suchen“, so Martina Oesterberg, Schulsozialarbeiterin der ENS.
In der Ausstellung geht es aber nicht nur um Gewalt in Familien. Es geht auch um die Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen. Das Handy wird immer häufiger für Aufnahmen von Erniedrigungen missbraucht. Betroffene von Mobbing erfahren Ausgrenzung und Schikane. Aus Angst oder Scham werden diese Taten häufig erst einmal verschwiegen.
Und auch wenn es anscheinend fast schon als normale Gepflogenheit unter Jugendlichen gilt, ist der Gebrauch von derber sexualisierter Sprache dennoch verletzend und abwertend.
„Gewalt verletzt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele,“ ist auf einem der vielen Klebezettel zur Ausstellung vermerkt. Stifte und Klebezettel liegen bereit, damit Schüler*innen ihre eigenen Ideen und Gedanken aufschreiben können.
Die Ausstellung „Echt Fair“ soll Kindern und Jugendlichen Mut machen, über ihre Sorgen und Probleme zu sprechen und sie stärken, sich gegen Gewalt zu schützen. Sie soll Perspektiven eröffnen, Schüler*innen in ihren Rechten stärken und ein faires Miteinander fördern und schließlich darüber informieren, wo sie Hilfe und Unterstützung finden.
Eine Schülerin bringt es auf den Punkt. „Trotz der schwierigen Themen hat es an den Stationen echt total viel Spaß gebracht.“
Insgesamt haben alle fünften, sechsten und siebten Klassen der ENS Hennstedt und Wesselburen die Ausstellung besucht, sowie das Förderzentrum der Friedrich Elvers- Schule. Auch Eltern und Gäste waren nach einem Info-Abend herzlich eingeladen „Echt Fair“ zu besuchen. Ein herzlicher Dank geht an den Förderverein der Hennstedter Schulen und den Förderverein des Förderzentrums, die die Kosten der Ausstellung trugen und dafür gesorgt haben, dass alle Schüler*innen mit zusätzlichem Material ausgestattet wurden. In 2024 wird die nachfolgende interaktive Ausstellung „Echt Krass“ dann am Standort Wesselburen zu Gast sein.